Trauma, Stress und Menstruation: Periode im Krieg

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Studien zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Stress und Menstruation gibt. Das gilt sowohl für Alltagsstress als auch für Stress, der durch traumatische Erfahrungen wie Krieg, Trauer oder Hungersnot ausgelöst wurde. Der eingeschränkte Zugang zu Perioden-Produkten und sauberen Sanitäranlagen während eines Krieges bedeutet eine besondere zusätzliche Herausforderung für Frauen bzw. Menstruierende.

Schwarz/weiß Foto von Frau, die Hand vor das Gesicht hält

Mangelhafter Zugang zu Perioden-Produkten und Sanitäranlagen

Im globalen Kontext gibt es nicht überall guten Zugang zu Menstruationsprodukten und Menstruationshygiene. Insbesondere während Kriegen wie auch in Syrien, der Ukraine oder aktuell jetzt auch in Palästina gibt es immer wieder ähnliche Berichte: Periodenprodukte und Sanitäranlagen für Menstruationshygiene sind absolute Mangelware. 

Terri Harris von Bloody Good Period berichtet: „Kein Zugang zu Periodenprodukten bedeutet, dass Dinge verwendet werden, die nicht unbedingt hygienisch sind. Wir hatten Fälle von Frauen, die alte Lumpen, Moosstücke oder Matratzenreste verwendet haben.” (übersetzt aus dem Englischen )

“I am experiencing the most difficult days of my life [...] I got my period twice this month so far – which is very irregular for me – and suffered heavy bleeding.”

- Salma
(aus Gaza)
Bild von der Ukraine Flagge

“Es gibt Tampons und Binden zu kaufen, aber aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten muss ich mich entscheiden, ob ich Essen oder Binden kaufe. Nach dem Start der Invasion habe ich improvisierte Mittel verwendet”, erzählt Tamara aus der Ukraine dem Team von Amnesty International (übersetzt aus dem Englischen).

„Wir sind zurück in der Steinzeit. Es gibt keine Sicherheit, kein Essen, kein Wasser, keine Hygiene. Ich schäme mich, ich fühle mich gedemütigt“, sagt Samar Shalhoub, 18, die aus Gaza Stadt flüchten musste. Die 25-jährige Hala Ataya aus Süd-Gaza berichtet ähnlich, dass sie nur knapp alle 2 Wochen duschen könne. Auch UNRWA berichtet, dass in den Flüchtlingslagern in Gaza im Durchschnitt lediglich eine Toilette für 160 Personen zur Verfügung stehe und eine Dusche für 700 Personen. 

Nicht nur im Krieg ist die Verfügbarkeit von Periodenprodukten übrigens ein Thema. In vielen Ländern, aber auch bei uns, stehen zahlreiche Menstruierende tagtäglich vor der Herausforderung, aus finanziellen Gründen nicht ausreichend Menstruationsprodukte kaufen zu können.

Gesundheitliche Auswirkung von mangelnder Menstruationshygiene

Krieg und Konflikte haben nicht nur eine Auswirkung auf den Zugang zu Menstruationsprodukten und Menstruationshygiene, sondern in Folge auch auf die Gesundheit von Frauen und Menstruierenden. Durch mangelnde Menstruationshygiene treten häufig Infektionen im Vaginalbereich auf, die das Leben von Frauen in Kriegsgebieten oder Frauen auf der Flucht noch zusätzlich erschweren. 

Hajar Darwish, eine Expertin für Frauengesundheit aus London erklärt außerdem in einem Zeitungsbericht, dass ein mangelhafter Zugang zu sauberen und sicheren Sanitäranlagen auch ernsthafte mentale Gesundheitsprobleme verursachen könne.

Periodenschmerzen und starke Blutungen als Folge von Stress und Trauma

Der Stress in Kriegssituationen kann außerdem Periodenbeschwerden verschlimmern. So können zum Beispiel unregelmäßige Zyklen, besonders starke Blutungen oder starke Regelschmerzen auftreten. Salma aus Gaza erzählt zum Beispiel: “Ich erlebe während dieses Krieges die schwierigsten Tage meines Lebens. Ich hatte diesen Monat bisher zweimal meine Periode – was für mich sehr ungewöhnlich ist – und litt unter starken Blutungen.” (übersetzt aus dem Englischen)

Eine Studie aus 2007 untersuchte die Menstruationszyklen von Frauen, die einem 16-tägigen Krieg ausgesetzt waren. Das Ergebnis: 35% der Frauen hatten auch drei Monate danach noch einen unregelmäßigen Zyklus. Bei einer Kontrollgruppe lag diese Zahl lediglich bei 2%. Auch 18% der Frauen, die nur wenige Tage dem Krieg ausgesetzt waren, hatten einen irregulären Zyklus.

Auch bei anderen traumatischen Erlebnissen wie körperlichem, emotionalem oder sexuellem Missbrauch konnte ein Zusammenhang zu Zyklusstörungen wie PMS hergestellt werden.

Grafik Welle Schleimhaut rot

Stress im Alltag

Erhöhter Alltagsstress kann ebenfalls den Menstruationszyklus beeinflussen.

Je nach Personengruppe und Art des Stress’ kommen Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen, inwiefern der Zyklus beeinflusst wird. Bei Stress unter Schichtarbeiter:innen wie Krankenpfleger:innen fanden Forscher:innen zum Beispiel einen Zusammenhang zu verlängerten Zyklen, während andere Jobs einen kürzeren Zyklus zur Folge hatten. Ein Zusammenhang zwischen Alltagsstress und stärkeren Regelbeschwerden konnte auch gefunden werden. 

 

- AHA!
dunkelrote Welle

Zweiter Weltkrieg:
Aussetzen der Periode in KZ

Wie erwähnt kommt es bei Stress und Kriegserfahrungen oft zu einer besonders starken Regelblutung. Bei länger anhaltendem Stress und Mangelernährung kann es allerdings auch in die andere Richtung ausschlagen: Die Periode setzt aus.

Das zeigen zum Beispiel Berichte aus dem zweiten Weltkrieg, wo Frauen von plötzlich auftretender Amenorrhoe berichten – also dem Aussetzen der Periode. Ein Aussetzen der Periode in länger anhaltenden Kriegen ist grundsätzlich keine Seltenheit. Laut einer Befragung von fast 100 KZ-Überlebenden setzte bei über 98% direkt nach Ankunft in Konzentrationslagern die Menstruation aus. 

Dieses besonders plötzliche Auftreten von Amenorrhoe bei jüdischen Frauen wirft allerdings Fragen auf. Forscher:innen argumentieren, dass reproduktive Gewalt eine Rolle spielen könnte und den weiblichen KZ-Gefangenen womöglich Hormone zur Unterdrückung der Reproduktion gegeben wurden. Die Studie zeigte auch Schwierigkeiten der Überlebenden Kinder zu bekommen.

Kongo:
Pilotprojekt von Ärzte ohne Grenzen

Für Hilfsorganisationen in Krisengebieten kommen häufig auch kulturelle Herausforderungen wie Tabus hinzu. 

Die NGO Ärzte ohne Grenzen adressiert diese Herausforderung jetzt in einem Pilotprojekt im Kongo. Hier wird aktiv mit Frauen und Menstruierenden zusammengearbeitet, um für die Betroffenen das beste Perioden-Produkt zu finden. Dabei werden auch nachhaltige Produkte wie der Periodenslip getestet.

Wie kannst du Betroffenen helfen?

Frau mit Hand vor dem Mund auf der STOP steht, auf der Wange steht WAR

Hilfsorganisationen wie Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, oder UN-Hilfsorganisationen helfen direkt vor Ort und stellen Hygiene-Kits in Kriegsgebieten zur Verfügung. Die Organisationen sind dabei zu einem Großteil auf Spenden angewiesen.

Spende zum Beispiel konkret Menstruations-Hygiene Packages in Gaza, unterstütze die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen bei ihrem Projekt im Kongo oder hilf dabei, die Katastrophenhilfe der Caritas zu finanzieren.

Auch in Österreich ist Periodenarmut ein Thema. Unterschreibe deshalb auch unsere Petition für leistbare Periodenprodukte in Österreich.

Quellen:

Gute Fragen
FAQ
Kann die Periode durch Stress ausfallen?

Stress kann zu unregelmäßigen Zyklen führen, unter anderem dazu, dass die Menstruation verspätet oder gar nicht kommt.

Kann die Periode durch Stress früher kommen oder stärker sein?

Stress kann zu kurzen Zyklen und verstärkten Regelbeschwerden führen, sowie zu einer starken oder langen Regelblutung bis hin zum Ausbleiben der Periode über einen längeren Zeitraum.

Kann Krieg die Periode beeinflussen?

Ja. Der Stress, der durch einen Krieg ausgelöst wird, kann zu stärkeren Regelblutungen und vermehrten Regelbeschwerden führen. Auf lange Zeit gesehen kann Krieg und damit einhergehende Mangelernährung auch zu einem Aussetzen der Periode führen.  In Kriegsgebieten gibt es außerdem oft einen Mangel an Menstruationsprodukten und Sanitäranlagen. 

Ist Stress schlecht bei Kinderwunsch?

Höherer Stress in der Phase um den Eisprung kann die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, reduzieren. Umgekehrt kann eine erfolgreiche Befruchtung Stress erhöhen.

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