Wie sage ich meinem Chef, dass ich meine Periode habe?
Periode am Arbeitsplatz
Das Thema Periode in der Arbeit und am Arbeitsplatz sowie Menstruationsurlaub werden aktuell in vielen Ländern heiß diskutiert. In der aktuellen „Period Positive“-Bewegung, welche das Ziel hat, das Tabu rund um die Menstruation zu brechen, wird dafür plädiert, auch am Arbeitsplatz offen mit dem Thema Menstruation und damit verbundenen Problemen, wie etwa starken Menstruationsschmerzen, umzugehen.
Wir von der erdbeerwoche haben in einer Umfrage im August 2020 unter über 2.000 Frauen* festgestellt, dass 98% unter Menstruationsbeschwerden leiden und ganze 43% sind schon mal ihrem Arbeitsplatz aufgrund von Regelschmerzen ferngeblieben. Definitiv also kein Problem, das ignoriert werden sollte, zumal dies im Schnitt bei den Betroffenen jedes Monat auftritt.
Menstruierende als „Opfer“?
Auf der „Gegenseite“ gibt es wiederum Stimmen, die davor warnen, die Periode am Arbeitsplatz zu sehr zum Thema zu machen, da dies zu einer verstärkten Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt führen könnte. Eine heikle Diskussion.
Wir von der erdbeerwoche sind der Meinung: Thematisieren und (kreative) Lösungen anbieten, macht auf jeden Fall Sinn. Zu strenge gesetzliche Vorschriften können jedoch oftmals, wenn sie nicht wohl überlegt sind, einen Boomerang-Effekt haben und beispielsweise im Falle des Menstruationsurlaubes tatsächlich zu einer Benachteiligung von Menstruierenden führen.
„Je mehr Menschen offen mit dem Thema umgehen, desto besser: Zuhause wie auch am Arbeitsplatz."
Menstruations- freundlicher Arbeitsplatz
Definitiv ist es aber für moderne Unternehmen, die sich auch mit ihrer sozialen Verantwortung auseinander setzen, an der Zeit, einen menstruationsfreundlichen Arbeitsplatz zu schaffen. Nur: Wie geht das und wie sage ich als Arbeitnehmerin meinem Chef*, dass ich Probleme mit meiner Periode habe und möglicherweise einmal im Monat nur bedingt oder gar nicht arbeitsfähig bin? Sehen wir uns mal die Fakten genauer an:
Auch wenn das Menstruations-Tabu in unserer Gesellschaft immer mehr am Bröckeln ist, so besteht es in der Arbeitswelt doch noch weitaus stärker als in anderen Bereichen. Gerade in sehr fordernden Jobs wie z.B. im Gesundheitswesen oder aber auch in männerdominierten Branchen wie etwa der Baubranche beklagen viele Frauen, dass nicht darauf Rücksicht genommen wird, ob sie etwa gerade ihre Tage (und damit verbundene Schmerzen) haben, oder nicht. Viele trauen sich entweder aus Schamgefühl oder aus Pflichtbewusstsein nicht, das Thema Periode am Arbeitsplatz anzusprechen – schließlich „funktionieren“ ihre männlichen Kollegen auch an 365 Tagen im Jahr. Frau tut also so, als wäre alles gut, obwohl dies laut unserer aktuellen Umfrage offensichtlich nicht der Fall ist:
FACT
43% der Arbeitnehmerinnen gaben in der erdbeerwoche-Umfrage zur Periode am Arbeitplatz 2020 an, bereits aufgrund von Regelschmerzen ihrem Job ferngeblieben zu sein. Nur 11% haben auch schon mit ihrem Vorgesetzten über Beschwerden gesprochen. Die Zahlen gehen weit auseinander und verdeutlichen, dass ein offener Umgang mit dem Thema noch eine Seltenheit ist.
Fast alle Menstruierenden leiden zumindest hin und wieder an diversen Beschwerden – von Unterleibsschmerzen über Kopfschmerzen bis hin zu Übelkeit oder Kreislaufproblemen.
Aber kann ich das meinem Chef* sagen, wenn es mir aufgrund meiner Periode schlecht geht und wenn ja, mit welcher Reaktion muss ich rechnen?
*Wir haben hier übrigens bewusst nur die männliche Form von „Chef“ gewählt, da es erfahrungsgemäß vor allem zwischen den Geschlechtern zu einer stärkeren Tabuisierung des Menstruations-Themas kommt, was aber nicht heißt, dass nicht auch viele Chefinnen noch Nachholbedarf beim Thema „Schaffung eines menstruationsfreundlichen Arbeitsumfeldes“ haben.
Wir haben eine qualitative Befragung unter Männern mit Führungsverantwortung gemacht, um zu sehen, wie sie mit dem Thema umgehen und was ihnen am liebsten wäre, wenn ihre Mitarbeiterin mit Schmerzen zu kämpfen hat. Hier Auszüge der Antworten:
»Das Schöne ist, wenn du Frauen genau gleich behandelst wie Männer funktioniert das. Frauen wollen einfach nur gleich behandelt werden wie Männer. Nicht besser und nicht schlechter. Regelschmerzen behandle ich wie Zahnschmerzen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen usw. Wenn wer Schmerzen hat, ist er nicht dienstfähig und bleibt daheim. Folgen am Arbeitsplatz gibt’s keine.«
»Ich denke, sie sollte es direkt sagen und nicht versuchen es zu umschreiben. Ist ja immerhin nichts, was ihr peinlich sein muss.«
»Ganz einfach: Sie sollte sich krank melden, ohne Angabe von Gründen.«
»Interessiert mich eigentlich nicht im Detail! Wenn es ihr nicht gut geht, soll sie es mir mitteilen, wenn sie Details erwähnt, ist das OK, aber nicht relevant.«
»Also ich denke, dass sie das so offen und direkt wie möglich ansprechen sollte. Das ist ein Thema das viel zu oft tabuisiert wird und dadurch tendenziell schwieriger anzusprechen ist, deswegen würde ich da empfehlen offen zu sein.«
»Es ist dann egal ob es die Regel ist, warum sie nicht 100%ig ihre Leistung bringen, der Hangover vom Vorabend oder auch Bauchschmerzen oder Kopfweh. Dass sowas generell Folgen für den Arbeitsplatz hat schließe ich aus – bei mir zumindest. Ich finde es geht mehr um Overall Resultate als um situationsbedingte Leistung.«
»Sie sollte offen kommunizieren. Wichtig wäre auch die negativen Auswirkungen näher zu bringen und Lösungsvorschläge bzgl. flexibler Arbeitseinteilung zu erwähnen.«
Wie erwartet, gibt es keine eindeutige Antwort. Die einen wünschen sich Offenheit, für andere sind Gründe für Krankenstände oder kurzweilig verminderte Leistung nicht relevant. Was jedoch oft genannt wurde ist, dass Frauen sich nicht dafür schämen sollen, ihre Periode am Arbeitsplatz zu haben und es in Ordnung ist, aufgrund von Schmerzen Krankenstand in Anspruch zu nehmen oder in der Arbeit nicht 100% zu geben. Die individuelle Situation und das Verhältnis zum bzw. zur Vorgesetzten sind ausschlaggebend dafür, wie viele Details frau preis gibt. Gesetzlich hat der Arbeitgeber übrigens kein Anrecht darauf zu erfahren, warum man sich krank meldet.
Ansprechen ist auf jeden Fall wichtige Anti-Tabu-Arbeit!
5 Tipps für einen periodenfreundlichen Arbeitsplatz
In unserer Umfrage konnten wir vor allem drei Themenbereiche feststellen: die Möglichkeit auf kostenlose Menstruations-Produkte, ein offener Umgang mit dem Thema Menstruation und flexiblere Arbeitszeiten.
1. Gratis Periodenprodukte
Toilettenpapier gibt es in jedem Büro kostenlos, genauso wie diverse Goodies wie etwa ein Obstkorb oder Kaffee. Dabei gibt es Produkte, die Frauen in ihrem Arbeitsalltag oftmals viel notwendiger benötigen: Menstruationsprodukte wie Tampons und Binden! Außerdem können damit Menstruierende unterstützt werden, die sich Periodenprodukte nicht immer leisten können. Die Menstruation ist hin und wieder unangenehm, aber sie ist vor allem teuer. Genau genommen sind es mehrere Tausend Euro, die eine menstruierende Person in ihrem Periodenleben für Monatshygiene aber auch für Schmerzmittel und Ähnliches ausgibt. Leider werden Menstruationsprodukte in vielen Ländern nach wie vor als „Luxusgüter“ anstatt Produkte des täglichen Bedarfs besteuert.
2. Offener Umgang mit der Menstruation im Job
In einer Befragung der erdbeerwoche (2020) hat sich herausgestellt, dass sich die meisten Menstruierenden vor allem Offenheit, Akzeptanz und Verständnis am Arbeitsplatz wünschen. Auch die Kommunikation zwischen ArbeitgeberIn und -nehmerIn kann in vielen Fällen verbessert werden. Dadurch können individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen angenommen werden und für beide Seiten ein positives Umfeld geschaffen werden.
3. Home-Office nach Bedarf und flexiblere Arbeitszeiten
In den letzten Monaten, rund um die Coronakrise, haben viele Unternehmen erstmals auf Home-Office umgestellt. Auch das Büro der erdbeerwoche blieb oft geschlossen und wir stellten fest: Zuhause menstruiert es sich einfach angenehmer. In der Jogginghose mit Wärmflasche auf dem Bauch in der Besprechung sitzen? Das geht aus dem Home-Office in Online-Meetings problemlos. Genauso wie die durchgehende Versorgung mit wohltuenden Tees, der unkomplizierte Wechsel des Periodenproduktes oder etwa das Arbeiten auf der bequemen Couch. Wir hoffen, dass sich Home-Office auch in Zukunft stärker durchsetzt bzw. nach Bedarf eingesetzt werden kann. Um Männer nicht zu benachteiligen, könnten Unternehmen zum Beispiel jedem Mitarbeiter ermöglichen, zwei bis drei Tage pro Monat ohne Angabe von Gründen im Homeoffice zu arbeiten.
Sollte Home Office aus welchen Gründen auch immer gar nicht möglich sein, kann es schon helfen, flexiblere Arbeitszeiten einzuführen und etwa die Möglichkeit zu schaffen, an gewissen „Tagen“ ohne Angabe von Gründen früher Schluss zu machen und nach Hause zu gehen.
4. Menstruationsfreundlicher Arbeitsplatz
Abgesehen von kostenlosen Periodenprodukten gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten, den Arbeitsplatz menstruationsfreundlich zu gestalten. Arbeitgeber*innen könnten ihren Mitarbeiterinnen anstelle des obligatorischen Kaffees (der ja bekanntlich sogar Menstruationsbeschwerden fördern kann – mehr zu Ernährung im Zyklus hier) kostenlose, wohltuende Kräutertees zur Verfügung stellen.
Auch eine Wärmeflasche, die frau sich bei Bedarf ohne viel Aufhebens ausborgen kann sowie eine Chillout Area mit bequemem Mobiliar, wo sich Menstruierende zurückziehen können, wenn es ihnen gerade nicht so gut geht, sind einfache Möglichkeiten, um den Arbeitsplatz menstruationsfreundlich zu gestalten. Nicht zu vergessen sind auch die kleinen Dinge, die selbstverständlich sein sollten: genügend Toilettenpapier und ein Mülleimer auf dem WC.
5. Austausch mit Kolleginnen
Schlussendlich kann nicht nur der offene Umgang mit dem Thema zwischen Führungskraft und Mitarbeiterin, sondern auch unter den Kolleginnen helfen, mit dem Thema Periode am Arbeitsplatz besser umzugehen. Viele Frauen fühlen sich oft mit ihren Problemen und Schmerzen während der Menstruation allein gelassen und für viele ist selbst im privaten Umfeld ein offener Austausch nicht selbstverständlich. Da kann es helfen, wenn Kolleginnen proaktiv auf einen zukommen und fragen, wie es geht, ob man schon diesen oder jenen Geheimtipp gegen Regelschmerzen kennt oder vielleicht ein (Bio-)Tampon oder eine Binde benötigt. Wie immer gilt: D’rüber reden hilft!
Best Practice aus der Arbeitswelt
Wir von der erdbeerwoche versuchen, diese Punkte bereits umzusetzen und arbeiten bereits in Workshops und Gesprächen mit Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen (mehr Zusammenarbeit mit der erdbeerwoche). Aber es gibt auch international Unternehmen, die hier mit gutem Beispiel vorangehen.
- Der Sportartikelhersteller Nike führte bereits 2007 in seinem Verhaltenskodex einen Punkt zum Thema „Menstrual Leave“ ein. Hinweis: Das ist insbesondere für Länder wichtig, in denen es keine gesetzliche Krankenversicherung gibt.
- Das britische Unternehmen Coexist entwickelte eine eigene „Period Policy“, die nicht nur das Thema Beschwerden thematisiert, sondern ein zyklusbasiertes Arbeiten fördert, was zu einem positiveren Arbeitsumfeld führen kann.
- 2020 sorgte das indische Unternehmen Zomato in den Medien für Furore. Die Firma berichtete, dass sie ihren Mitarbeiterinnen bis zu 12 freie Tage pro Jahr (1 Tag pro Monat) bei Menstruationsbeschwerden gewährt. Der Gründer und CEO der Firma rechtfertigte diesen Schritt gegenüber seinen männlichen Mitarbeitern wie folgt:
„A note for men – our female colleagues expressing that they are on their period leave shouldn’t be uncomfortable for us. This is a part of life, and while we don’t fully understand what women go through, we need to trust them when they say they need to rest this out. I know that menstrual cramps are very painful for a lot of women – and we have to support them through it if we want to build a truly collaborative culture at Zomato.“
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