Frauenarzt Erfahrungen: 5 Dinge, die dein:e Ärzt:in niemals tun sollte
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Erfahrungen beim Frauenarzt: Was Frauen uns berichten
Der Besuch bei Gynäkolog:innen bzw. Frauenärzt:innen bedeutet für viele Personen Stress. Leider nicht unberechtigt. Denn „Medical Gaslighting“ ist gerade bei Frauengesundheits-Themen weit verbreitet. Frauen* werden mit ihren Sorgen und Schmerzen oft nicht ernst genommen. Ihnen wird sogar manchmal vermittelt, sie seien selbst Schuld. Das führt soweit, dass Frauen an sich selbst und ihren Körperempfindungen zu zweifeln beginnen. Diese Umgangsweise, die bewusst oder unbewusst stattfinden kann, nennt man Medical Gaslighting.
Wir haben uns in unserer Community umgehört und wollten wissen, was Frauen* bzw. Menstruierende bei ihrem Frauenarztbesuch erlebt haben.
Neben sehr vielen positiven Erfahrungen, waren die häufigsten negativen Erlebnisse mit Frauenärzt:innen ein herablassender, teilweise auch anzüglicher Umgang mit den Patientinnen.
„Beim Besuch bei deiner Frauenärztin solltest du dich sicher, respektvoll und professionell betreut fühlen. Lass dir am besten eine gute Ärztin empfehlen."
„Bei einem sehr alten männlichen Vertretungsarzt meiner Ärztin, als ich etwas angespannt auf dem Untersuchungsstuhl saß:„Jetzt entspannen Sie sich, Sie sind doch eine gut aussehende junge Frau!“ Erfahrungsbericht einer Patientin
GENDER PAIN GAP: Sind Regelschmerzen normal?
Die üblichen Untersuchungen bei Frauenärzt:innen sollten schmerzlos sein. Wenn du dennoch Schmerzen beim Abstrich, beim Abtasten oder beim Ultraschall hast, sag das auf jeden Fall! Entweder ist die Untersuchung zu grob oder es kann ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Sollte eine Untersuchung notwendig sein, die Schmerzen verursachen kann, sollte dich dein Arzt oder deine Ärztin vorher darauf hinweisen.
GENDER PAIN GAP
bezeichnet die Besonderheit, dass Schmerzen am weiblichen Körper seltener ernst genommen und daher weniger untersucht und behandelt werden.
Wenn es um Regelschmerzen geht, sind Frauen besonders vom GENDER PAIN GAP betroffen. Dabei können starke Schmerzen während der Menstruation ein mögliches Zeichen für Endometriose sein. Oftmals werden solche Beschwerden gegenüber den Betroffenen jedoch verharmlost: „Sind ja nur Periodenschmerzen, die vergehen wieder!“. Wenn sehr starke Schmerzen jeden Monat kommen, dann wird dadurch auch die Lebensqualität beeinträchtigt.
„Ich habe einmal den Krankenwagen gerufen, weil ich wegen enormer Periodenschmerzen nicht mehr weiter wusste. Schmerzmittel haben nicht geholfen. Erster Satz im Krankenhaus war, warum ich angerufen habe und warum ich keine Schmerzmittel nehme……“ Erfahrungsbericht einer Menstruierenden
Wenn du regelmäßig starke Schmerzen während der Regelblutung hast, sprich dein:e Ärzt:in darauf an. Wenn deine Schmerzen nicht ernst genommen werden oder einem Verdacht auf eine mögliche Erkrankung nicht nachgegangen wird, suche dir eine neue ärztliche Beratung!
Ärztin: „Hmm, könnte Endometriose sein. Googeln Sie das mal!“ Ich: Wie bitte? Ich bin jetzt hier. Erklären Sie das! Ärztin: „Ja, aber um das rauszufinden muss man eine Bauchspiegelung machen, das ist aufwendig.“ – Erfahrung bei Frauenärztin
Das Internet bietet sicher viele wertvolle Informationen, die aber immer auch mit Vorsicht zu genießen sind. Vor allem bei medizinischen Diagnosen muss eine Fachperson her. Allzu leicht kannst du sonst in Panik geraten oder dich verloren und hilflos fühlen. Wenn dein Arzt oder deine Ärztin dir allerdings nicht mehr Informationen bieten als das Internet, dann ist das ein Zeichen dafür, dir wen anderen zu suchen.
Wir bei der erdbeerwoche setzen uns täglich dafür ein, dass der Gender Pain Gap geschlossen wird. Wir fordern mehr Transparenz, mehr Geld und mehr Zeit für Frauengesundheit. Auch viele Ärzt:innen fordern das!
Brustkrebs: Wie taste ich mich selbst ab?
Viele Ärzt:innen empfehlen zur Früherkennung von Brustkrebs eine regelmäßige Abtastung der Brust auch zu hause. Aber wie funktioniert das?
Der beste Zeitpunkt ist eine Woche nach Beginn der Periode. Dann ist die Brust nämlich noch weicher als zum Beispiel zum Ende des Zyklus, wo viele Frauen unter Brustspannen leiden. Eine genaue Anleitung wie du abtastest und auf was du achten solltest findest du hier.
Neue Diagnose für Brustkrebs
Ein französisches Forschungsteam hat eine neue Möglichkeit entdeckt, um Brustkrebs zu diagnostizieren. Nämlich niederschwellig über eine Blutanalyse. Im Gegensatz zur bisherigen Diagnose durch eine Mammografie könnte diese Methode womöglich bald für mehr Frauen einfacher zugänglich sein. Mehr dazu erfährst du hier.
(Kein) Kinderwunsch: Was tun?
Auch in Bezug auf Kinderwunsch oder keinen Kinderwunsch wird immer wieder über die Wünsche der Frauen* und Personen mit Menstruationszyklus hinweg entschieden und gesprochen. Sogar als Lösung für Probleme wie Depressionen oder Akne wurde euch zu einer Schwangerschaft geraten. Wie kann das im 21. Jahrhundert noch passieren?
„Ich habe meiner Gynäkologin erzählt (nachdem sie oft erwähnt hat, dass es mit Anfang 30 endlich Zeit für Kinder ist), dass ich mich persönlich dafür entschieden habe keine Kinder zu bekommen und gerne wieder die Spirale gesetzt bekommen möchte. (wegen einer Erbkrankheit, die ich weitergeben kann) Darauf kam nur ein wirklich enttäuschtes „Schade!“ und ich solle mir das wirklich überlegen, weil sie der Meinung sei, diese Erkrankung wäre nicht so schlimm und „es ist ja von der Natur so vorgesehen, dass man als Frau Kinder möchte und auch haben sollte.“ …. Ich meine, es ist mein Körper und meine Entscheidung.“ – Erfahrungsbericht einer Menstruierenden
Ob du schwanger werden willst oder nicht, sollte ganz bei dir liegen. Wenn dein:e Ärzt:in über dich hinweg entscheiden will, lasse dich nicht verunsichern. Du allein darfst und sollst über deinen Körper und dein zukünftiges Leben entscheiden! Am besten du suchst dir direkt neue Beratung!
Triggerwarnung Fehlgeburt
Leider haben uns auch Erfahrungen erreicht, wo Patientinnen keinerlei Support oder Aufklärung im Zuge einer Schwangerschaft erhalten haben.
„Eine sehr heftige Erfahrung für mich war 2020, im ersten Lockdown. Ich war gerade frisch schwanger und ging alleine (weil keine Begleitung erlaubt) zur Gynäkologin für den ersten Ultraschall. Ich war voller Vorfreude und aufgeregt, auch wenn es schon meine 5. Schwangerschaft war. Während des Ultraschalls sagte sie plötzlich, dass da kein Herzschlag sei. Sie schaute noch ein wenig auf den Monitor. Auf meine Frage, was das heißt, sagte sie nur, das bedeutet eine „Missed Abortion“, schrieb mir eine Überweisung an die Klinik und sagte nur, ich sollte gleich hinfahren, die würden mir das dann alles erklären. Und ich sollte mich beeilen, weil die dann dort auch Mittagspause haben. …“
Obwohl Fehlgeburten gerade im ersten Trimester relativ häufig sind, ist das Thema nach wie vor ein Tabuthema. Das ist auch der Grund, warum sich viele Personen dann allein und verzweifelt in dieser Situation fühlen. Es gibt bereits reichlich Anlaufstellen, die dir helfend zur Seite stehen können. Suche dir am besten eine Beratungsstelle für Fehlgeburten in deiner Umgebung, denn Medical Gaslighting darf nicht zum Standard werden.
Hormonfreie Verhütung: Alternative
Wir haben von vielen gehört, dass euch optionslos die Pille verschrieben wurde. Es ist euer Körper und sehr wichtig, dass ihr euch alle Optionen der Empfängsnisverhütung informiert und so die beste Wahl für euch treffen könnt.
„Das Beste war, als ich nach natürlicher Familienplanung (NFP) und zyklischer Ernährung gefragt habe. Antwort: „Spirale!. Alles andere ist ja ein Glücksspiel, aber wenn Sie gerne spielen, dann viel Glück, benutzen Sie trotzdem ein Kondom, außer Sie wollen das Kind.“– Erfahrung beim Frauenarzt
Nicht für alle Personen sind hormonelle Verhütungsmittel die beste Lösung. Seien es die Nebenwirkungen, körperliche Gegebenheiten oder der Wunsch nach einem natürlichen Zyklus.
Es ist deine Entscheidung, wie du verhüten möchtest. Die Aufgabe von Fachpersonal ist es, dich neutral über alle Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verhütungsmethoden zu informieren. In Österreich übernimmt allerdings nur bis zum 18. Lebensjahr die Krankenkasse die Kosten für diese Beratung.
STI-Symptome: Hallo Chlamydien!
STI (sexually transmitted infections), also sexuell übertragbare Krankheiten zu diagnostizieren, ist ein Teil der Aufgaben deines Frauenarztes bzw. deiner Frauenärztin. Auch die sachliche Aufklärung wie diese Krankheiten übertragen werden können und welche Symptome damit einhergehend sind, gehört dazu. Wenn du also auch hier das Gefühl hast, dass „Medical Gaslighting“ im Spiel ist, dann fordere Aufklärung ein.
Chlamydien: eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten
Eine der häufigsten Krankheitserreger sind Chlamydien. Das sind Bakterien, die über jegliche Körperausscheidungen (Urin, Stuhl, Samenflüssigkeit, Vaginalsekret, Speichel) übertragen werden können. Also bei den verschiedensten Sexualpraktiken aber auch bei der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene.
„Meine Frauenärztin hat mir erklärt, dass man Chlamydien nur über den bösen Penis des Mannes bekommen kann. Ansonsten wäre eine Ansteckung unmöglich. Zudem habe ich erfahren, dass sie mich nie auf Chlamydien getestet hat. Wurde immer gefragt, ob ich einen Freund habe. Da das nicht der Fall war, sah sie es nicht für notwendig auf Chlamydien zu testen. Sie war etwas irritiert, dass ich auf den Test bestanden habe, weil man den ja selber bezahlen muss.“
Chlamydien können zu diversen Problemen wie Ausfluss, Juckreiz, Unfruchtbarkeit, Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaften führen, sind aber nicht immer spürbar. Oft hat die betroffene Person keine Symptome und kann die Erreger unbemerkt weitergeben. Eine regelmäßige Kontrolle wäre also durchaus sinnvoll. Die Kosten für den Test werden allerdings nur bei Symptomen oder einer wahrscheinlichen Ansteckung von der Krankenkasse übernommen.
Gleichgeschlechtlicher Sex: Wie geht das?
Insbesondere mit Themen rund um Homosexualität sind manche Ärzt:innen scheinbar überfordert, wie folgender Erfahrungsbericht zeigt:.
„Ich bin lesbisch und habe so manches interessante Gespräch mit Gynäkologen geführt. Der Standardablauf mit meinem Frauenarzt ist:
Frauenarzt: Verhütung?
Ich (um das Gespräch abzukürzen): Lesbisch
Frauenarzt: also brauchen Sie nicht?
Ich: nein.
Soweit so gut. Nach Verhütung im Sinne der Vermeidung von STIs hat er mich bislang noch nicht gefragt.
Neulich war ich für eine spezielle Untersuchung bei einer anderen Gynäkologin. Auf dem Fragebogen, den ich ausfüllen sollte, wurde nach Schmerzen beim Sex gefragt. Bevor wir den Bogen gemeinsam durchgegangen sind, gab es auch mit ihr den Standarddialog. Als wir zu der Schmerzfrage kamen, kam sie ins Stottern.
Gyn: Haben Sie Schmerzen beim Sex? Äh… also… da geht es um Penetration… das machen Sie nicht, oder? Machen Sie das?
Sie war sichtlich verunsichert.
Das ist ok – Ärzte müssen nicht alles wissen.
Aber – ganz ehrlich? Sie verdient ihr Geld damit, Frauen* ihre Finger in die Vagina zu stecken. Sie sollte Expertin für den weiblichen Körper sein, sollte Fragen zu Sex beantworten können.
Heißt ihre Verunsicherung demnach, dass sie von queerem Sex keine Ahnung hat? Sich nicht dafür interessiert? Und nicht mitdenkt? Dass Penetration etwas ist, was nur heterosexuelle Frauen* mögen und die aber auf jeden Fall?
Ich habe ich Nachhinein viel über diese Szene gelacht – es war komisch! – dennoch bleibt ein schaler Geschmack zurück: nach Vertrauensverlust und dem so vertrauten Gefühl, nicht gesehen zu werden.“ – Frauenarzt-Erfahrung
Mehr zu Sex während der Periode– Sex bedeutet nicht immer Penetration!
5 Frauenarzt-No-Gos
- Schmerzen müssen nicht sein! Du und deine Schmerzen bzw. Beschwerden müssen ernst genommen werden!
- Niemand darf dir eine Schwangerschaft ein- oder ausreden!
- Wie du verhütest ist deine Entscheidung, nicht die deines Arztes oder deiner Ärztin! Jede Verhütungsmethode hat Vor- und Nachteile. Informiere dich genau und entscheide dann unabhängig, was für dich und deine Lebensphase am besten passt.
- STIs sind nicht zum Schämen! Du hast ein Recht auf Aufklärung und Diagnose, vorallem wenn du Beschwerden hast!
- Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung, genauso wie der Herkunft oder Klasse sind in der Arztpraxis, wie sonst auch überall, fehl am Platz!
Tipps für deinen Frauenarzt-Besuch
Die Großzahl an gynäkologischen Praxen geben ihr Bestes, um dich gut zu behandeln. Lass dir Empfehlungen für Frauenärzte und -ärztinnen geben. Wenn du dich unwohl fühlst, ist es vollkommen ok, die Untersuchung abzubrechen. Ein Verzeichnis an empfohlenen Frauenärzt:innen findest du hier.
Du darfst nein sagen, es ist immer noch dein Körper.
Und manchmal ist es auch so: Auch medizinisches Fachpersonal hat schlechte Tage, Stress oder einfach zu wenig Zeit. Doch das darf deiner Gesundheit nicht im Wege stehen.
Hast du schöne Frauenarzt-Geschichten oder Tipps für den nächsten Praxis-Besuch? Dann schreib uns!
Quellen:
Der Begriff kommt vom Film „Gaslight“, in dem ein Mann seiner Frau einzureden versucht, dass sie den Verstand verloren hätte. Von Gaslighting spricht man, wenn man von anderen in seinen Problemen oder Sorgen nicht ernst genommen wird. Es geht dabei auch um emotionalen Missbrauch, der dazu führen kann, dass die missbrauchte Person beginnt an sich selbst zu zweifeln. Medical Gaslighting bezieht sich auf die Arzt/Ärztin – Patient:in Situation.
Im Zuge der routinemäßigen gynäkologischen Kontrolle wird meist nur ein PAP-Abstrich gemacht. Damit wird Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert. Alle weiteren Untersuchungen müssen extra eingefordert und zum Teil auch privat bezahlt werden. Zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten zählen Chlamydien und Gonokokken, die mittels Abstrich diagnostiziert werden können. Weiters wichtig sind HIV, Hepatitis B/C und Lues, wofür eine Blutabnahme erforderlich ist.
Eine gesunde, beschwerdefreie Frau sollte ein Mal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung gehen, die in Österreich und Deutschland auch von der Krankenkasse bezahlt wird.
Du kannst anziehen was du magst, es empfiehlt sich aber etwas, das du leicht aus- und anziehen kannst. Meist erfolgt zuerst die gynäkologische Untersuchung, bei der du dich unten rum entkleiden musst. Danach erfolgt die Brustuntersuchung, bei der du den Brustbereich frei machen musst. Du solltest dich nie komplett ausziehen müssen! Um sich nicht allzu nackt zu fühlen, ziehen manche Personen einen weiten Rock oder ein Kleid an, was dann nicht ausgezogen werden muss.
Der erste Frauenarztbesuch wird zwischen dem 18. und 20. Geburstag empfohlen. Abgesehen von den jährlichen Vorsorgeuntersuchungen sollte man aber in folgenden Fällen schon vorher einen Frauenarzt oder- ärztin aufsuchen: bei Verhütungsfragen, Menstruationsbeschwerden bzw. Schmerzen im Unterleib, starken oder unregelmäßigen Blutungen, Juckreiz in der Vagina, oder Verhärtungen in der Brust.
Es können Erkrankungen der äußeren und inneren Geschlechtsorgane sowie der Brust festgestellt werden.